Blick auf sieben Teilnehmer:innen über Schulter Leiterin
Workshop LAUT - LEISE - STARK von Sacha Anema, © Maximilian Grosser

Inklusion in der Lehre der Theaterkünste

Projekt mit Gastprofessur und Workshops 2023 gefördert von der LOTTO-Stiftung Berlin, in Kooperation mit der Universität der Künste Berlin und der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.

2008 trat in Deutschland das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte behinderter Menschen, die UN-Behindertenrechtskonvention, BMAS (Behin­derten­rechts­kon­vention der Vereinten Nationen) in Kraft. Artikel 30 dieses Völkerrechtsvertrages sichert behinderten Menschen das Recht zu, „gleichberechtigt mit anderen am kulturellen Leben teilzunehmen“. Hier ist sowohl das Recht auf barrierefreie Kunst- und Kulturrezeption gemeint, als auch das Recht, als behinderte Person künstlerisch tätig zu sein.

Deutschland und die anderen die UN-Behin­derten­rechts­kon­vention unterzeichnenden Staaten verpflichten sich in Artikel 30, Absatz 2 „geeignete Maßnahmen“ zu treffen, „um Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit zu geben, ihr kreatives, künstlerisches und intellektuelles Potenzial zu entfalten und zu nutzen“. Zukünftig mehr behinderte Menschen als Künstler*innen auszubilden, auch als darstellende Künstler*innen, ist eine zentrale Maßnahme, um dieses Ziel zu erreichen. Kurz gesagt: Die Theaterlehre ist in der Pflicht inklusiver zu werden.

Das Projekt

Das im Jahr 2023 an der HfS Ernst Busch stattfindende Projekt „Inklusion in der Lehre der Theaterkünste“ soll einen ersten Schritt hin zu einer inklusiven Theaterlehre darstellen. Dabei versteht sich das Projekt als Fortbildung und beruht auf der Grundidee: Teach the teachers. Es richtet sich an Lehrende der Theaterkünste. Diese sollen mit dem Projekt auf eine inklusive Theaterlehre vorbereitet werden.

Das von Gastprofessor Konrad Wolf erarbeitete Programm besteht aus zahlreichen Workshops, die das gesamte Jahr über stattfinden und sich dem Thema Inklusion in der Theaterlehre aus sehr unterschiedlichen Perspektiven nähern. Die Workshops werden geleitet von Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Journalist*innen. Einige der Expert*innen haben selber eine Behinderung, andere arbeiten schon seit Jahren mit Künstler*innen mit Behinderung zusammen.

Die Workshops sollen den Teilnehmenden einen ersten Zugang zur inklusiven Theaterpraxis eröffnen und ihr Interesse wecken für den künstlerischen Ausdruck behinderter Menschen. Außerdem sollen die Teilnehmenden befähigt werden, bestehende Strukturen in der Theaterlehre kritisch zu hinterfragen. Ihre Aufmerksamkeit für behinderte Menschen ausschließende Barrieren soll geschult werden. Die Teilnehmenden sollen sensibilisiert werden, behinderte Menschen diskriminierende Strukturen – sogenannte ableistische Strukturen – zu erkennen. Gleichzeitig soll ihnen Wissen an die Hand gegeben werden, um diese zu reduzieren beziehungsweise abzubauen und entsprechende Veränderungsprozesse in ihrer jeweiligen Institution anzustoßen.

Das Fortbildungsprogramm richtet sich insbesondere an Dozierende der HfS Ernst Busch sowie Dozierende der beiden kooperierenden Universitäten UdK Berlin und Filmuniversität Babelsberg. Außerdem können sich Lehrende anderer Theaterhochschulen sowie Theaterschaffende mit Bezug zur Lehre zu den Veranstaltungen des Programms anmelden.

Gefördert durch die Lotto-Stiftung Berlin

Veranstaltungen

Impuls II auf dem Schauspielschultreffen 2023

DI 20. Juni 2023
14:30 – 17:00 Uhr
Was bedeutet Inklusion in der Schauspielausbildung?
Impulsvortrag + Panel

Ab wann ist eine Schauspielausbildung inklusiv? Wie kann es gelingen, Studierende aus dem Anpassungsdruck an eine körperliche und kognitive Norm zu entlassen? Inwiefern müssen sich die Strukturen an den Hochschulen verändern?  Welche Rolle spielen dabei die Lehrenden? Und welche Einflussmöglichkeiten haben die Studierenden, ein inklusives Arbeits- und Lehrumfeld zu schaffen? Wo liegen Herausforderungen und Bereicherungen eines inklusiven Schauspielstudiums? Um diese und weitere Fragen geht es in einem Impulsvortrag der Schauspielerin und Performerin Jana Zöll sowie in einem anschließenden Panel, moderiert vom Kulturjournalisten Georg Kasch.

Impulsvortrag: Jana Zöll (freie Schauspielerin/Performerin)
Panelgäste: Hanna Frank (Studentin an der HKS Ottersberg), Amelie Gerdes (Studentin an der HKS Ottersberg), Alrun Hofert (Ensemblemitglied am Staatsschauspiel Hannover), Georg Kasch (Kulturjournalist), Jana Zöll (freie Schauspielerin/Performerin)

Hier können Sie sich bis zum 4. Juni kostenlos anmelden:

Hinweise zur Barrierefreiheit
  • Der Veranstaltungsort ist ebenerdig. Weitere Informationen zur Barrierefreiheit finden Sie hier.
  • Die Veranstaltung ist leider nicht auf allen Ebenen barrierefrei. Wir bemühen uns, auf verschiedene Bedarfe einzugehen und die Veranstaltung anzupassen, wenn Sie uns in der Anmeldung entsprechende Hinweise geben.

Impuls III: Barrierefreie Publikumszugänge

Informationen zur Anmeldung folgen in Kürze an dieser Stelle. Weitere Fragen bitte an: presse@hfs-berlin.de

DO 27. Juli 2023
10:00 – 13:00 Uhr
online auf Zoom
"Audiodeskription – Theater kann sich hören lassen"

Online-Vortrag von Maila Giesder-Pempelforth (sehende Autorin und Sprecherin für Audiodeskription) und Renate Lehmann(blinde Autorin für Audiodeskription) (Audiodeskription am Schauspiel Leipzig)

Dieser Workshop soll einen Einblick in die Arbeit eines Audiodeskriptionsteams am Theater geben: Was umfasst eine Audiodeskription und wie entsteht sie? 
Was braucht es, um blinden und sehbeeinträchtigten Gästen Theater erlebbarer zu machen und der Handlung gut folgen zu können? Und womit fangen wir an? 
Diese Fragen wollen wir anhand einiger Beispiele aus der Praxis beantworten und mit den Teilnehmer*innen in einen gemeinsamen Austausch über aufkommende Fragen treten.

Hinweise zur Barrierefreihet
  • Der Vortrag findet in Deutscher Lautsprache statt.
  • Der Vortrag ist barrierefrei für blinde und sehbehinderte Menschen.
  • Im Rahmen des Vortrags gezeigte Videos und Fotos werden von den Dozent*innen beschrieben.
FR 28. Juli 2023
10:00 – 13:00 Uhr
online auf Zoom
Symnbol DGS
"Aesthetics of Access"

Online-Vortrag von Kaite O´Reilly

Hinweise zur Barrierefreiheit:
  • Der Vortrag findet in Englischer Lautsprache statt.
  • simultan gedolmetscht in Deutsche Gebärdensprache (DGS)
  • simultan gedolmetscht in Deutsche Schriftsprache (Untertitel)
MO 31. Juli 2023
11:00 – 14:00 Uhr
"Dramaturgie für Blindes und Sehbehindertes Publikum"

Workshop mit Sophia Neises

Als Künstler*innen und Konsument*innen ist es ein Genuss den dramaturgischen Bogen einer Produktion erleben zu können. Genau wie in anderen aktuellen Diskursen stellt sich aber die Frage danach, wer eigentlich Zugang zu einer künstlerischen Erfahrung hat.

In dem dreistündigen Workshop können sich die Teilnehmenden mit ihrem Privileg des Sehens auseinandersetzen. Darauf aufbauend wird der Begriff der Dramaturgie in eine neue Perspektive gerückt. Mit den Methoden der Audiodeskription, Sounding und Tracing können die Teilnehmenden erste eigene szenische Versuche entwickeln.

Hinweise zur Barrierefreiheit:
  • Die Veranstaltung findet im 2. Obergeschoss der HfS Ernst Busch statt. Der Raum ist stufenlos und mit dem Fahrstuhl zugänglich. Weitere Informationen zur baulichen Barrierefreiheit finden Sie hier auf der Wheelmap.
  • Die Veranstaltung ist leider nicht auf allen Ebenen barrierefrei. Wir bemühen uns, auf verschiedene Bedarfe einzugehen und die Veranstaltung anzupassen, wenn Sie uns in der Anmeldung entsprechende Hinweise geben.

Impuls IV: Disability Mainstreaming

Informationen zur Anmeldung folgen in Kürze an dieser Stelle. Weitere Fragen bitte an: presse@hfs-berlin.de

MI 20. September 2023
10:00 – 13:00 Uhr
online auf Zoom
Symnbol DGS
"Modelle von Behinderung"

Online-Workshop mit Prof. Dr. Swantje Köbsell (Universität Bremen)

Hinweise zur Barrierefreiheit:
  • Der Vortrag findet in Deutscher Lautsprache statt.
  • simultan gedolmetscht in Deutsche Gebärdensprache (DGS)
  • simultan gedolmetscht in Deutsche Schriftsprache (Untertitel)
DO 21. September 2023
10:00 – 13:00 Uhr
online auf Zoom
Symnbol DGS
"Sprache zu Behinderung"

Online-Workshop mit Jonas Karpa (Sozialheld*innen e.V.)

Hinweise zur Barrierefreiheit:
  • Der Vortrag findet in Deutscher Lautsprache statt.
  • simultan gedolmetscht in Deutsche Gebärdensprache (DGS)
  • simultan gedolmetscht in Deutsche Schriftsprache (Untertitel)

Vergangene Veranstaltungen

Impuls I: Die Regiearbeit mit einem mixed abled Ensemble

Regisseur*innen mit einer langjährigen inklusiven Arbeitspraxis geben gemeinsam mit Schauspieler*innen des RambaZamba-Theaters, des Theaters Thikwa und des Münchner Blindgänger-Ensembles in Tagesworkshops Einblicke in ihre Arbeitsmethoden und künstlerischen Strategien. Die Teilnehmenden sind zum Zusehen eingeladen, stellenweise auch zur praktischen Teilnahme.

DI 28. März 2023
10:00 – 15:00 Uhr
Offene Probe zum „Sportstück“ von Elfriede Jelinek

Workshop mit dem Intendanten Jacob Höhne sowie Ensemblemitgliedern des RambaZamba Theaters Berlin

Das RambaZamba arbeitet zum Zeitpunkt des Workshops seit einer Woche an der Inszenierung „Sportstück“ von Elfride Jelinek. Die Idee des Workshops ist eine offene Probe, in der wir gemeinsam über die Arbeit sprechen werden. Ganz allgemein und ganz konkret im Kontext der Auseinandersetzung mit dem Sportstück. Wir beginnen mit einem Warmup für alle Beteiligten, welches vom Ensemble angeleitet wird. Zusätzlich zu dieser offenen Probe im absoluten Anfangsstadium bieten wir an nach zwei Dritteln der Probenzeit (Mitte Mai) eine weitere Probe zu öffnen um die unterschiedlichen Arbeitsstände und die damit stark veränderte Arbeitsweise und Situation zu erleben.

MI 29. März 2023
10:00 – 18:00 Uhr

Workshop mit Nele Jahnke, (Dramaturgin und Regisseurin an den Münchner Kammerspielen) sowie Tobias Brunwinkel und Jasmin Lutze, Ensemblemitglieder des Theaters Thikwa

In dem Workshop werden durch Spiele Begegnungen gestiftet, erweitert und künstlerisch untersucht. Die künstlerische Praxis wird geteilt. Auf Grundlage der Nullimprovisation werden Szenen entwickelt und die Bereitschaft gestärkt auf das einzugehen, was da ist und dies als künstlerischen und spielerischen Möglichkeitsraum zu begreifen.

DO 30. März 2023
10:00 – 17:00 Uhr
LAUT - LEISE - STARK

Workshop mit der Regisseurin Sacha Anema sowie den Schauspieler*innen Matthias Hartmann, Stephan Larro und Maryna Pevzner des Münchner Blindgänger-Ensembles

Der Workshop konzentriert sich auf die Frage, wie uns eine Textvorlage in Bewegung versetzen kann.
Zuerst untersuchen wir diverse theatrale Bewegungsmöglichkeiten, die uns dabei helfen, Verbindungen zur Vorlage und Auswirkungen auf uns selbst zu erforschen.
Die Körper treten zueinander in Beziehung und verknüpfen sich mit Text, Rhythmus, Musik, Licht und Raum.

Team

Prof. Konrad Wolf

Lehrende*r

Gastprofessor "Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

E-Mail

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Leonie Graf

Projektmitarbeit "Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

E-Mail

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Porträt der Regisseurin Leonie Graf

Maximilian Grosser

Verwaltung

Öffentlichkeitsarbeit "Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

T +49 30 755 417-190
E-Mail

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Rosa Rieck

Studiengang Regie

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Referent*innen

Sacha Anema

"Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

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Porträtfoto von Sacha Anema

Amelie Gerdes

"Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

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Porträt Amelie Gerdes

Maila Giesder-Pempelforth

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Porträt Maila Giesder-Pempelforth

Alrun Hofert

"Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

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Porträt Alrun Hofert

Jacob Höhne

"Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

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Porträtfoto Jacob Höhne

Nele Jahnke

"Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

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Porträt der Dramaturgin und Resgisseurin Nele Jahnke

Georg Kasch

"Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

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Porträt Kulturjournalist Georg Kasch

Renate Lehmann

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Porträt Renate Lehmann

Sophia Neises

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Porträt Sophia Neises

Jana Zöll

"Inklusion in der Lehre der Theaterkünste"

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Porträt Jana Zöll