Chronik einer Hochschule

1905 - 1931

1905
Max Reinhardt, Intendant des Deutschen Theaters in Berlin, gründet die erste deutsche Schauspielschule. 

1931
Unter der Leitung von Woldemar Ruge wird an der Schauspielschule auch Schauspielregie unterrichtet.

„Nicht Verstellung ist die Aufgabe des Schauspielers, sondern Enthüllung.“
Max Reinhardt

1905 - 1949

1933
Die Schauspielschule wird arisiert und der Ariernachweis wird Voraussetzung für die Zulassung zum Studium. Der damalige Student Hans Kaufmann schrieb dazu: „Zwei Jahre habe ich auf der Schauspielschule des deutschen Theaters verbracht. Jahres tiefen Erkennens und Sichbildens. Nun muss ich fort. Sie wollen mich nicht mehr leiden hier. Sie wollen Deutschlands Sprache aus meinem Munde nicht hören.”

1934
Die „Schauspielschule im Deutschen Theater” wird aus dem inzwischen ebenfalls arisierten Deutschen Theater ausgegliedert und firmiert nun als eigenständige Institution.

1944
Alle Theater und Schulen Berlins werden kriegsbedingt geschlossen.

1946
Am 1. Juli eröffnet die Schauspielschule unter der Leitung von Rudolf Hammacher in den ehemaligen Büroräumen des kriegszerstörten Schiller-Theaters in der Grolmannstraße. Der Berliner Magistrat übernimmt die Subventionierung der Schauspielschule.

Neben Gerda Müller als prägendste Lehrerin dieser Zeit, nimmt auch der Intendant des deutschen Theaters, Wolfgang Langhoff bald wieder künstlerischen Einfluss auf die Schule.

1948
Nach Währungsreform, politischer Spaltung der Stadt und des anstehenden Wiederaufbaus des Schiller Theaters verliert die Schauspielschule ihre Räume. Der Intendant Wolfgang Langhoff ermöglichte, dass der Unterricht teilweise in den Räumen des Deutschen Theaters und der Kammerspiele stattfand.

1949
Durch die Gründung der Bundesrepublik Deutschland (in den von den USA, Großbritannien und Frankreich besetzten gebieten) und wenig später der DDR (in den von der Sowietunionbesetzen Gebieten) zerfiel auch Berlin in zwei Teile, mit dem Deutschen Theater und der Schauspielschule im Ost-Teil der Stadt, der zur Hauptstadt der DDR wurde.

„Wehe denen, die nicht geforscht haben und doch reden. “
Bertolt Brecht

1951 - 1962

1951
Im Rahmen der Verstaatlichung des gesamten Bildungswesens der DDR wird die Schauspielschule des Deutschen Theaters zusammen mit dem Studio der DEFA zur Fachschule für Schauspielkunst. In einem ehemaligen Bootshaus an der Schnellerstraße in Berlin-Schöneweide bezieht sie ihre Unterrichtsräume.

Die Schulzeit wird von zwei auf drei Jahre erhöht, wobei das dritte Jahr als Praxisjahr am deutschen Theater absolviert wird. 

1958 
Der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Heinz übernimmt die Leitung der Schauspielschule. Der Schauspieler und Schauspielpädogoge Rudolf Penka wird sein Stellvertreter. 

1962
Rudolf Penka wird Leiter der Schule. Er entwickelt das schauspielerische Grundlagenseminar, das als pädagogisches Programm bis heute Bedeutung für die Ausbildung hat.

„Spontaneität im Verhalten auf der Bühne erfordert genaue Kenntnis der darzustellenden Figur wie auch tiefes Empfinden für die Situation, in der sie sich befindet. Die Fähigkeit eines Schauspielers, zu improvisieren, kann sich nur dann zeigen, wenn sie auf einer klaren Konzeption der Rolle und einer schöpferischen Aktivität, die durch diese Konzeption geleitet wird, basiert. Deshalb pflegen wir in der Ausbildung die Improvisation.”  Rudolf Penka

1960 - 1981

1960er Jahre
Ein Zusatzstudium für an Puppenspielkunst interessierten Studierenden wir eingerichtet, da an den Theatern der DDR zahlreiche Puppentheater entstehen und ausgebildete Puppenspielende fehlen.

1971
Die Fachrichtung Puppenspiel (heute: Zeitgenössische Puppenspielkunst) wird eingerichtet. Zu Beginn werden alle zwei Jahre Studierende immatrikuliert.

1975
Am 9. April wird der Schauspieler Hans-Peter Minetti zum Rektor der Schule berufen und löst damit Rudolf Penka ab, der bereits seit längerer Zeit um seine Ablösung gebeten hatte.

Der Regisseur Manfred Weckwerth gründet das spätere Regieinstitut der HfS.

1979
Die Schule verlagert ihren Lehrbetrieb aufgrund des schlechten baulichen Zustands des Bootshauses in ein Schulgebäude in Marzahn. Gleichzeitig erhöht sich die Zahl der Studierenden.

1981
Aus der Fachschule wird die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch”, benannt nach dem weltberühmten Sänger und Schauspieler. Damit wird den Absolventinnen und Absolventen zum Abschluss des Studiums ein Diplom verliehen und die Studienzeit verlängert sich auf 4 Jahre.

Im Rahmen der Umwandlung zur Hochschule werden die Rostocker Schauspielschule als Außenstelle und ebenfalls das Regieinstitut und das bat-Studiotheater in die Hochschule eingegliedert.

Am 21. September wird dann das neue Hochschulgebäude mit angegliedertem, saniertem Bootshaus in der Schnellerstraße durch Hans-Peter Minetti eröffnet.

80er, 90er, Nuller Jahre

1987
Der Regisseur und Drehbuchautor Kurth Veth übernimmt die Leitung der Hochschule.

Kurth Veth gelang es, nicht nur den Rang der Hochschule als Ausbildungsstätte weiterhin unter Beweis zu stellen, sondern auch die Arbeitsbeziehungen und Kontakte zu Schauspiel- und Regieinstituten des In- und Auslandes zu intensivieren sowie auf neuartige Theaterströmungen produktiv zu reagieren.”  Klaus Völker

1988
Der Diplomstudiengang Choreographie wird gegründet. 

1990
Nach der Wende wird die Hochschule für Schauspielkunst von einer unabhängigen Expertenkommission evaluiert und ihr Fortbestand damit gesichert. Nach Überprüfung durch die Gauck-Behörde verlässt ein Teil des Lehrpersonals die Schule.

1993
Nach dem Rücktritt von Kurt Veth als Rektor der Schule, übernimmt der bis dahin als Professor für Theatergeschichte tätige Theaterwissenschaftler und Dramaturg Klaus Völker das Amt des Rektors. Bereits in seiner Amtszeit gibt es Bestrebungen, alle Abteilungen der HfS unter ein Hochschuldach zu bringen.

Zu Beginn der Amtszeit von Klaus Völker beschließt das Berliner Abgeordnetenhaus nach einer breiten Diskussion die Fortführung der HfS als eigenständige Einrichtung neben den drei anderen Berliner künstlerischen Hochschulen.

2005
Der Kultursoziologe Prof. Dr. Wolfgang Engler übernimmt das Amt des Rektors. 

2006
In Kooperation mit der Staatlichen Ballettschule Berlin wird der Bachelor-Studiengang Bühnentanz eingerichtet

Als gemeinsames Projekt mit der Universität der Künste und Tanzraum Berlin wird das Hochschulübergreifende Zentrum Tanz in den Uferstudios in Berlin-Wedding gegründet.

2008
Der Masterstudiengang Choreographie (maC) wird eingerichtet und ersetzt den Diplomstudiengang Choreographie.

2010 bis heute

2010
Das Hochschulübergreifende Zentrum Tanz wird auf institutioneller Basis fortgeführt und bietet den Studiengängen BA Tanz, Kontext, Choreographie, sowie Solo/Dance/Authorship (MA SODA) und maChoreographie (maC) an.

2012
Der Masterstudiengang Dramaturgie wird eingerichtet. Der Ausbildungsgang stellt die Ausbildung in der Produktionsdramaturgie in den Mittelpunkt.

Studierende der Hochschule besetzen das Gelände der ehemaligen Opernwerkstätten in der Zinnowitzer Straße und fordern den Berliner Senat auf, hier ihr neues zentrales Hochschulgebäude entstehen zu lassen.

2014
Der Bau des neuen Zentralstandortes in den ehemaligen Opernwerkstätten beginnt nach Plänen der Architekten O&O Baukunst.

2017
Das bat-Studiotheater wird nach Plänen der Architekten O&O Baukunst saniert. Die Eröffnung erfolgt im Frühjahr.

Der Theaterwissenschaftler Holger Zebu Kluth wird zum Rektor der Hochschule berufen.

2018

Der Masterstudiengang Spiel und Objekt wird eingerichtet. Der Studiengang beschäftigt sich in Lehre und Forschung mit zeitgenössischen theatralen Ereignissen an der Schnittstelle von Darstellung, Objekt, neuen Medien und sozialen Strukturen.

Am 26. Oktober eröffnen alle Studierenden der HfS das neue Hochschulgebäude unter dem Titel Alle zum Anfang für alle mit theatralen Arbeiten im ganzen Haus.

„Schaffen wir einen Raum, in dem ein angstfreies Studieren und Arbeiten möglich wird und vielleicht ein neues, anderes politisches Denken oder sogar ein utopisches Denken.”  Rektor Holger Zebu Kluth in seiner Rede beim Festakt zur Eröffnung.

2019

Im Juni richtet die HfS das 30. Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender aller 21 deutschsprachiger, staatlicher Schauspielschulen im Deutschen Theater und im neuen Hochschulgebäude aus. Die Studentinnen des 3. Studienjahres Schauspiel: Barbara Coleriu, Aysima Ergün, Therese Lösch, Milena Schedle, Sarah Yawa Quarshie erhalten für ihre Eigenproduktion „Pretty when you cry“ den Förderpreis der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland in Höhe von 5.000 €. 

2020

Am 20. März 2020 schließt die Hochschule wegen der Corona Pandemie auf Anweisung der Landesregierung wie alle anderen Berliner Hochschulen weitgehend ihre Pforten und geht in den Notbetrieb ohne Präsenzlehre über.