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Denken und Sprechen zu Behinderung

Online-Workshops, gedolmetscht in DGS und Live Untertitel

In drei Online-Workshops ging es um die Vermittlung von und Auseinandersetzung mit Basiswissen über Modelle von Behinderung, Ableismus und diskriminierungssensibler Sprache.

Workshop mit Prof. Dr. Swantje Köbsell (Universität Bremen)

Beginnend wurden zunächst die wichtigsten Modelle von Behinderung und der für die Disability Studies zentrale Begriff des Ableism(us) eingeführt. Wie Behinderung erklärt und entsprechend über behinderte Menschen gedacht wird, wird in den Disability Studies in Modellen gefasst. Welchem Modell in einer Gesellschaft die größte Bedeutung beigemessen wird, beeinflusst das Leben, die Teilhabe und das Selbstwertgefühl behinderter Menschen maßgeblich. Ebenso zeigt sich deren Einfluss in der Art und Weise, wie behinderte Menschen in der bildenden Kunst, in Film und Fernsehen dargestellt werden – und darüber gängige Vorstellungen von Behinderung bestärkt und fortgeschrieben oder gebrochen werden. So wurde im zweiten Teil des Workshops erkundet, wie sich bestimmte Modelle in der kulturellen Reproduktion niederschlagen und welche Botschaften damit an das Publikum gesendet werden. Abschließend gab es Raum für Austausch, Rückfragen und gemeinsames Nachdenken.

Workshop mit Noa Winter (Kurator*in, Theaterwissenschaftler*in und Access-Expert*in)

Der Workshop beschäftigte sich mit den Fragen: Wo finden wir Ableismus im Kulturbetrieb und in der künstlerischen Ausbildung? Wo haben sich in unsere eigene Arbeit ableistische Muster eingeschlichen und was können wir tun, um anti-ableistische Formen des Zusammenarbeitens und der Lehre zu entwickeln? Noa Winter gab praktische Tipps, wie eine Hochschule oder Institution Anti-Ableismus implementieren kann. Wichtig sei, nicht von der Diagnose einer Person auszugehen, sondern von den Barrieren, die die Person erfahre. Es sollte nie eine Option sein, dass Studierende die sie behindernden Barrieren selber abbauen müssen. Dozierende könnten/sollten die Studierenden fragen: “Was braucht ihr, um gut studieren zu können?”. Behinderte Menschen sollten bereits auf der Website zu einer Bewerbung ermutigt werden, beispielsweise durch die Nennung einer Ansprechperson zur Barrierefreiheit oder den Satz “Wir freuen uns auf Bewerbungen von Menschen, die für sich die Selbstbezeichnung behindert verwenden”. Anhand dieser Beispiele und weiterer Fragen der Teilnehmenden war es das Ziel des Workshops, ein Verständnis von Ableismus als strukturelle Diskriminierungsform und anti-ableistische Alternativen kennenzulernen.

Workshop mit Jonas Karpa (Sozialheld*innen e.V.)

In diesem Workshop lernten die Teilnehmenden stereotype Blicke auf Behinderung kennen: Den staunenden, bewundernden Blick, den mitleidigen Blick sowie den medizinischen Blick. Referent Jonas Karpa machte anhand von Beispielen aus der medialen Berichterstattung über behinderte Menschen deutlich, wie sich diese stereotypen Blicke auf Behinderung in unserer Sprache niederschlagen, beispielsweise in Floskeln wie ”Tapfer meistert sie ihr Schicksal” oder “er leidet an seiner Behinderung”. Zum Abschluss erhielten die Teilnehmenden die Möglichkeit, in Kleingruppen Titel und Teaser von Zeitungsartikeln zum Thema Behinderung und Inklusion auf klischeehafte Sprache zu überprüfen und diskriminierungssensibel umzuformulieren, und das erworbene Wissen in Anwendung zu bringen.

Videos

“What is the social model of disability?” - Videointerviews zur Bedeutung des sozialen Modells von Behinderung für behinderte Menschen (in Englischer Lautsprache mit englischen Untertiteln)

Young, Stella (2014): “Nein danke: Ich bin nicht Ihre Inspiration!” TED Talk zum Thema “Inspiration Porn” (auf Englisch mit deutschen Untertiteln)

Porträt Jonas Karpa
Jonas Karpa
Porträt Prof. Dr. Swantje Köbsell
Prof. Dr. Swantje Köbsell
Noa Winter