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Barrierefreie Publikumszugänge

Online-Vorträge und Workshop an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, gedolmetscht in DGS und Live Untertitel

In zwei Online-Vorträgen und einem praktischen Workshop ging es um die Frage und Auseinandersetzung, was barrierefreie Publikumszugänge bedeuten können und wieso sie auch politisch wichtig sind.

Vortrag von Maila Giesder-Pempelforth (sehende Autorin und Sprecherin für Audiodeskription) und Renate Lehmann (blinde Autorin für Audiodeskription) über ihre Arbeit am Schauspiel Leipzig.

Anhand von Beispielen aus der Praxis, wie zum Beispiel der Umsetzung eines taktilen Leitsystems, dass blinde und sehbehinderte Besucher*innen sich selbstbestimmt im Theater und Publikumsraum orientieren lässt, dem Ablauf einer taktilen Bühnenführung als Vorlauf des Vorstellungsbesuchs oder der komplexen Überprüfung einer auditiven Bühnenbeschreibung, gewannen die Teilnehmenden ein Verständnis der Arbeit des Audiodeskriptionsteams am Schauspiel Leipzig. Die Referentinnen berichteten, wie eine Audiodeskription in einem Team aus blinden und sehenden Autor*innen entstehen kann, was es bedarf, um Theater für ein blindes und sehbehindertes Publikum erlebbar zu machen und was eine Audiodeskription alles umfasst. Dazu und zu weiterführenden Rückfragen kamen sie ins Gespräch mit den Teilnehmenden.

Vortrag von Kaite O´Reilly (Autorin, Theatermacherin, Dramaturgin).

Im ersten Teil ihres Vortrags erläuterte die Referentin den Kontext der "Aesthetics of Access" (Ästhetiken der Barrierefreiheit). Sie sprach über die Bedeutung von Inklusion, das soziale Modell von Behinderung und die politische Bewegung behinderter Menschen. Im zweiten Teil führte sie in das Konzept "Aesthetics of Access" (Ästhetiken der Barrierefreiheit) ein. Häufig werden Barrierefreiheitsmaßnahmen wie Audiodeskription, Gebärdensprachdolmetschung und Untertitel als Dienstleistungen betrachtet, die einer fertigen Produktion für ein bestimmtes Publikum hinzugefügt werden. Die Praxis der "Aesthetics of Access" (Ästhetiken der Barrierefreiheit) stellt Barrierefreiheitsmaßnahmen in den Mittelpunkt des kreativen Prozesses, indem diese künstlerisch eingesetzt werden und sich auf den Stil und die Zugänglichkeit der Produktion auswirken. In ihrem Vortrag konzentrierte sich Kaite O´Reilly vor allem auf die Beziehung zwischen Tauben und hörenden Schauspieler*innen. Im dritten Teil zeigte sie den Teilnehmenden beispielhaft Videomitschnitte von Szenen ihrer Stücke oder von Inszenierungen anderer Theatergruppen, die verschiedene künstlerische Umsetzungen von Übertitelung, Dolmetschung und Zweisprachigkeit (gesprochene und visuelle Sprachen) entwickelten und nutzten. Hierbei ging es immer auch um die Gleichberechtigung zwischen gesprochenen/projizierten/visuellen Sprachen auf der Bühne und der Parität von Tauben und hörenden Kulturen.

Praktischer Workshop mit Sophia Neises (freischaffende Performerin, Choreografin, Access-Dramaturgin, Theaterpädagogin und Behindertenrechtsaktivistin im Kulturbereich).

Der dreistündige Workshop begann mit Selbstbeschreibungen aller Teilnehmenden und dem Gespräch darüber, wie und wieso diese auch in Stücken ihren Platz finden können. Im Anschluss konnten sich die Teilnehmenden in praktischen Übungen mit ihrem Privileg des Sehens auseinandersetzen. Darauf aufbauend und im gemeinsamen Austausch wurde der Begriff der Dramaturgie in eine neue Perspektive gerückt. Sophia Neises führte die Teilnehmenden in ihren Ansatz der Audiodeskription, des Soundings und Tracings ein und bot die Chance, sich in ersten eigenen szenischen Versuchen auszuprobieren.

Videos

Einführung in das soziale Modell von Behinderung (englisch)

“How We Made It: Creative Captions in The Boy with Two Hearts at the National Theatre” - Videobeispiel zu “Creative Captioning”

Videobeispiel Kombination aus Gebärdensprache und creative captioning (kreative Untertitelung)

Porträt Maila Giesder-Pempelforth
Maila Giesder-Pempelforth
Porträt Renate Lehmann
Renate Lehmann
Porträt Sophia Neises
Sophia Neises
Porträt Kaite O´Reilly
Kaite O’Reilly