Franziska Rattay und Ivana Sajević starten Puppet Partners International
Zweijähriges Projekt ermöglicht durch Stiftung Innovation in der Hochschullehre
Die beiden Puppenspieler*innen, Regisseur*innen und erfolgreichen Produzent*innen Franziska Rattay und Ivana Sajević übernehmen ab Juni 2025 die Produktionsleitung für das auf zwei Jahre angelegte internationale Austauschprojekt "Puppet Partners International", welches ermöglicht wird durch die Freiraum Förderung der Stiftung Innovation in der Hochschullehre.
Herzlich willkommen zurück an der Busch! Ihr habt beide "Puppe" studiert, jetzt übernehmt ihr gemeinsam bis 2027 die Produktionsleitung von "Puppet Partners International". Was verbirgt sich hinter dem Projekt und was ist eure Vision?
Ivana: Wir finden für jeden Jahrgang der Abteilung Puppenspielkunst eine*n europäische*n Tandempartner*in und entwickeln den Austausch unter den Hochschulen über das ganze Studium hinweg.
Franzi: Die Studierenden machen unter anderem Reisen zu den kooperierenden Hochschulen in Europa und internationalen Festivals. Dabei werden Workshops, Labore und gemeinsame Formate umgesetzt, die neue ästhetische Impulse auf interkultureller Ebene setzen. Das zeitgenössische Puppenspiel an der “Ernst Busch” findet mit diesem Programm seine internationalen Vernetzungen.
Seit eurem Studium ist schon etwas Zeit vergangen - wie war euer Berufseinstieg nach der Ausbildung?
Franzi: Seit meinem Abschluss an der Busch war ich bei einem dutzend verschiedener Theater als Gast engagiert und an internationalen Koproduktionen beteiligt. Von 2017-´21 war ich festes Ensemblemitglied am Puppentheater Halle. Dort habe ich auch Ivana kennengelernt. Parallel habe ich eigene Inszenierungen realisiert, Kulturmanagement studiert und mich zunehmend auch kulturorganisatorisch engagiert – etwa als Festivalleiterin. Aktuell arbeite ich freischaffend in verschiedenen Bereichen der Darstellenden Kunst.
Ivana: Zum Ende meines Studiums habe ich mit meiner Kollegin Anna Menzel die „Lovefuckers“ gegründet. Erste Antrags-Erfahrungen habe ich gesammelt, indem ich versucht habe, uns Geld zu besorgen und Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen wir kreativ produzieren können. Außerdem wusste ich bereits durch meine Beteiligung als Studentin in einer trinationalen Theatergruppe, dass ich ein ausgeprägtes Interesse für internationale Begegnungen habe und unbedingt weiterverfolgen möchte. Ich habe zunehmend Regie geführt, war beruflich immer viel unterwegs und bewege mich zwischen freien Theaterproduktionen und künstlerischen Produktionen am Theater.
Warum sind internationale Erfahrung für Studierende wichtig und was kann man gerade im Bereich der Puppenspielkunst da theoretisch und praktisch mitnehmen?
Ivana: Es ist horizonterweiternd, sich mit Menschen anderer Länder, ihrer Lebensweise, Kultur, Mind-Set und Arbeitswelt auseinanderzusetzen. Es verbindet, man kann sich gegenseitig inspirieren und neue Erfahrungen machen. Es hat das Potential, unsere Kunst über Grenzen hinweg weiterzuentwickeln und neue Sprachen und Narrative zu entwickeln. Ich komme gerade von einem Workshop, den ich in Frankreich mit einer Kollegin für junge darstellende Künstler*innen gegeben habe. Die Energie einer solchen Zusammenkunft an einem Ort ist besonders und die Möglichkeit, miteinander zu arbeiten, intensiv und fruchtbar. Wir können uns durch den Austausch, die Kommunikation und unterschiedliche künstlerische Herangehensweisen und Bedingungen weiterentwickeln und neue Impulse aufgreifen.
Franzi: Das sind wichtige Grundlagen für eine spätere freie Berufspraxis. Gerade im Bereich der Puppenspielkunst, die von kulturellen Symbolen, Bildsprachen und ästhetischen Traditionen lebt, birgt der Austausch mit anderen Ländern viel Potential in der Weiterentwicklung. Studierende setzen sich mit neuen Arbeits- und Produktionsweisen auseinander und können erfahren, wie unterschiedlich – und gleichzeitig verbindend – Figurentheater gedacht und gemacht wird.
Was wünscht ihr euch von der Busch für das Projekt? Was ist euch für die Zusammenarbeit mit den Studierenden wichtig?
Franziska: Die Busch hat mit der Schaffung dieses Programms erneut Mut zur Innovation gezeigt. Es braucht mehr Raum für künstlerische Forschung für die Studierenden – nicht nur als Begleitung zur Lehre, sondern als eigenständigen, wertgeschätzten Teil akademischer Entwicklung. Und dieser Raum begrenzt sich eben nicht nur auf Berlin oder die deutschsprachigen Länder. Innovationen, vor allem die im künstlerischen Bereich, entstehen, wenn die Komfortzone wie z.B. der eigene Kulturkreis auch mal überwunden wird. Gerade jetzt, wo massive Einsparungen im Kultursektor und die Erstarkung rechter Parteien stattfinden, können wir ein Programm umsetzen, das neue Möglichkeiten kultureller Vielfalt ausschöpft. Das ist echt toll. Wir wünschen uns, dass sich die Busch weiterhin so stabil für Akzeptanz und Vielfalt einsetzt!
Ivana: Die Hochschule gibt ja überhaupt erst die Möglichkeit, dieses Projekt zu verwirklichen. Die Ressourcen dafür am Haus sind großartig und ich hoffe wir finden unter den verschiedenen Abteilungen viele Schnittpunkte und PPI stößt genreübergreifend auf großes Interesse. Die Studierenden bekommen hier die wunderbare Chance über den Tellerrand zu gucken, andere Künstler*innen kennenzulernen, nachhaltige (Arbeits)Beziehungen zu knüpfen, andere Stücke zu sehen und in andere Städte zu reisen. Ich bin gespannt, wie sich die künstlerische Arbeit davon befruchten lässt.
Noch eine letzte Frage mit Bitte um sehr kurze Antwort! Wie sieht die Zukunft des Puppenspiels aus?
Ivana: Große Kunst auf internationalen Bühnen.
Franzi: Überraschend vielfältig.
Danke für das Gespräch! Mehr über das Projekt Puppet Partners International finden Sie hier: https://www.hfs-berlin.de/aktuelles/puppet-partners-international/
