
HfS Archiv
Aus dem Keller ans Licht: Das Archiv der Hochschule für Schauspielkunst umfasst eine vielfältige Sammlung der produktiven und lebendigen Praxis der darstellenden Künste.
Seit den Anfängen der Hochschule für Schauspielkunst als Schauspielschule des Deutschen Theaters zu Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Praxis der Theaterausbildung dokumentiert und archiviert worden. Mit dem aktuellen digiS-Projekt – dem Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS) zur spartenübergreifenden Beratung, Unterstützung und Koordinierung von Digitalisierungsprojekten in Berlin – beginnt eine neue Ära dieses Archivs: Erstmals werden die Bestände umfassend gesichtet, aufbereitet, digitalisiert, restauriert und für weitere Nutzungen zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, diese bisher unzugänglichen Schätze der Theatergeschichte langfristig und nachhaltig aufzubewahren und sie der künstlerischen und wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen.
Zum Bestand des Archivs gehören Materialien wie Aufführungsfotografien, Kritiken, Plakate, Regiebücher, Flyer und Programmhefte, Porträtfotografien, Bewerbungskonvolute, Videoaufnahmen und Festschriften. Schwerpunkt und Glanzstück der Sammlung bilden die Dokumentationen der Inszenierungen von Absolvent*innen und damit ein Stück bisher nicht sichtbarer Überlieferung von Theaterformen.
Das aktuelle Archivprojekt des digitalen Inszenierungsarchives der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch beschäftigt sich im Rahmen des Förderprogramms "Digitalisierung Berlin" mit ausgewählten Fotografien zweier renommierter Berliner Künstler*innen: 200 Fotografien von Helga Paris und Roger Melis werden erfasst, digitalisiert und über das Portal museum digital online zur Verfügung gestellt. Strukturierte Metadaten zu diesen Dokumenten künstlerischer Praxis werden erarbeitet. Hierzu gehört auch eine umfängliche Rechteklärung. Ziel ist es aber auch, anhand dieses Ausschnitts des Archivs einen workflow für den gesamten Bestand hinsichtlich Archivierung, Zugänglichkeit und Vermittlung zu entwickeln.
Das KEK-Modellprojekt – Vom Wasserschaden zum Restaurationsprojekt
Im August 2021 erlitten Teile des Archivs der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch durch Starkregen einen massiven Wasserschaden. In der Folge reichte die HfS bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) einen Projektantrag für ein Modellprojekt ein, welcher im Juni 2022 bewilligt wurde.
Im Rahmen der KEK-Modellprojektförderung wurde erstmals eine umfassende Übersicht des Bestands und der derzeitigen Aufbewahrung des neugegründeten Inszenierungsarchivs erstellt. Darüber hinaus konnten zahlreiche Theaterplakate aus dem Bestand restauriert werden.
Im ersten Teil des Projekts lag der Fokus auf der Bestandsaufnahme von einzelnen Objekten wie Akten, Drucke, Kunstdrucke, Kopien, Durchschlagpapier, Fotografien, Dias, CDs, Tonbänder, Videokassetten, Grafiken, bezogene Rahmen, Leinwände und Preise. Diese Objekte haben Schadensbilder wie Schimmelbefall, Schädlingsbefall, Fraßspuren durch Insekten, Deformationen, Risse, Knicke, Fehlstellen und Korrosion von Metallteilen aufgewiesen, die teilweise durch den Wasserschaden, aber auch durch die derzeitige Aufbewahrungsform entstanden sind. Zur Behebung dieser Schadensbilder werden kurzfristige Maßnahmen wie die Entfernung des Schimmels, die Trockenreinigung der Objekte sowie Restaurierung, Konservierung und eine archivtaugliche Um-/Verpackung getroffen.
Im zweiten Teil des Projektes stand die Restaurierung von Theaterplakaten aus dem Bestand im Zentrum. Dabei handelt es sich um Plakate, die überwiegend auf Kunstdruckpapier gedruckt und bisher gerollt aufbewahrt wurden. Als Folge des Wasserschadens waren die Plakate in den Rollen miteinander verklebt und verblockt, daher war eine genaue Abschätzung der Anzahl der Plakate nicht möglich. Es kamen Methoden wie die Lösung der Verblockung, das Glätten der Pläne, die Reduzierung der Rollspannung, Rissschließung und Fehlstellenergänzung sowie die Retusche und Verpackung in Archivmappen mit Seidenpapier als Zwischenablage zum Einsatz.
Alte Plakate im neuen Glanz
Das Endergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Die verblockten Plakate sind gelöst und liegen plan, die Beschädigungen sind durch die fachgerechte Restaurierung kaum noch erkennbar. Ein langfristiges Ziel ist es, die restaurierten Plakate sowohl Angehörigen der Hochschule als auch externen Interessierten zugänglich zu machen, denn sie sind Zeugnisse der herausragenden Inszenierungsarbeit der Hochschule und der (Theater)Plakatkunst.