Dr. Anna Luise Kiss
Rektorin
MehrAus dem Keller ans Licht: Das Archiv der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin umfasst eine vielfältige Sammlung produktiver und lebendiger Praxis der darstellenden Künste.
Seit den Anfängen der Hochschule für Schauspielkunst als Schauspielschule des Deutschen Theaters zu Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Praxis der Theaterausbildung dokumentiert und archiviert worden. Zum Bestand des Archivs gehören Materialien wie Aufführungsfotografien, Kritiken, Plakate, Regiebücher, Flyer und Programmhefte, Porträtfotografien, Bewerbungskonvolute, Videoaufnahmen und Festschriften. Schwerpunkt und Glanzstück der Sammlung bilden die Dokumentationen der Inszenierungen von Absolvent*innen und damit ein Stück bisher nicht sichtbarer Überlieferung von Theaterformen.
Das HfS-Archiv befindet sich aktuell in der Erschließung und ist noch nicht vollständig nutzbar. Bereits erschlossene Teilbestände sind über museum-digital online zugänglich.
Kontakt: archiv@hfs-berlin.de
Das Inszenierungsarchiv der HfS dokumentiert nicht nur die Geschichte einer künstlerischen Hochschule in ihren unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Kontexten, sondern zugleich die des Berliner Arbeiter- und Studententheaters (bat). Gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin werden im Rahmen des vierjährigen BMBF-Projektes „Dramaturgien eines Archivs“ (DramA) Teile des Archivs erschlossen und für (künstlerische) Forschung, Lehre, Praxis sowie die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ein begleitendes Forschungsprojekt an der Humboldt-Universität untersucht ab 2024 entlang ausgewählter bat-Studioinszenierungen zwischen 1961 und 1994, wie Studierende als Menschen geformt, mit welchem Körper-, Text- und Weltwissen sie ausgestattet und zu welchen Handlungsweisen sie dadurch befähigt wurden. Das Projekt kann dabei erstmals auf bisher unbekannte fotografische, diaristische und publizistische Dokumente aus dem Inszenierungsarchiv der HfS zurückgreifen. Im Rahmen von Workshops und einer Online-Vorlesungsreihe werden die Ergebnisse mit (internationalen) Expert*innen und Nachwuchswissenschaftler*innen diskutiert.
Um das bislang nicht für die Nutzung vorgesehene Inszenierungsarchiv zugänglich zu machen, werden forschungsnotwendige Sammlungsteile 2023 zunächst gereinigt, erschlossen, umgelagert und digitalisiert. Nach einer umfassenden Rechteklärung ist die Veröffentlichung der Daten im Hochschul-Repositorium OPUS 4 sowie in museum-digital geplant. Der Prozess der Erschließung wird von Coachings begleitet, um archivarisches Knowhow in die HfS zu tragen. Durch die Erarbeitung einer Erschließungsrichtlinie sowie eines nachhaltigen Nutzungskonzepts werden zudem grundlegende Strukturen für nachfolgende Projekte geschaffen.
In Zusammenarbeit mit Studierenden der Humboldt-Universität und der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch entstehen ab 2024 drei Ausstellungen mit künstlerischem Begleitprogramm. Ziel ist die Bekanntmachung der HfS als Sammlungsstandort in der interessierten Öffentlichkeit sowie ihre Sichtbarkeit innerhalb der (theater)wissenschaftlichen Forschungslandschaft.
Titel: Dramaturgien eines Archivs. Studioinszenierungen am „bat“: Theatergeschichte(n) im neuen Inszenierungsarchiv der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin
Laufzeit: 1. Juli 2023 bis 30. Juni 2027
Gefördert durch: Bundesministerium für Bildung und Forschung
Studentische Mitarbeit Dramaturgien eines Archivs (DramA)
T +49 30 75 54 17-234
E-Mail
Im Keller der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch lagern Akten aus 100 Jahren Schulgeschichte: angefangen beim Goldenen Buch der Schauspielschule am Deutschen Theater, in das sich Absolvent*innen seit 1905 getragen haben, über Dokumente aus der NS-Zeit bis hin zu Akten, die die Geschichte der Schauspielschule in der DDR und nach der Wende dokumentieren.
Doch die Bestände sind durch sauren Verfall, korrodierende Metallteile, Staub, zum Teil auch Schimmel und Schädlinge stark bedroht. So relevant die überlieferten Akten für die Forschung, Lehre und interessierte Öffentlichkeit sein könnten, sind sie aktuell kaum zugänglich, weil große Teile wegen ihres fragilen Zustands und starker Verschmutzung für die Nutzung gesperrt sind.
Um die Akten aus 100 Jahren (Hoch)Schulgeschichte vor dem Zerfall zu retten, langfristig zu erhalten und zugänglich zu machen, werden sie im Rahmen des BKM-Sonderprogramms zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts gereinigt, massenentsäuert und archivgerecht umverpackt.
Titel: Sicherung von Akten aus 100 Jahren Schauspielschule
Laufzeit: 15. April 2024 bis 31. Dezember 2025
Gefördert durch die Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin.
Mit dem digiS-Projekt – dem Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS) zur spartenübergreifenden Beratung, Unterstützung und Koordinierung von Digitalisierungsprojekten in Berlin – startete eine neue Ära des HfS-Archivs: Erstmals wurden die Bestände umfassend gesichtet, aufbereitet, digitalisiert, restauriert und für weitere Nutzungen zur Verfügung gestellt. Ziel war es, diese bisher unzugänglichen Schätze der Theatergeschichte langfristig und nachhaltig aufzubewahren und sie der künstlerischen und wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen.
Das digiS-Projekt war ein erster Schritt in Richtung eines digitalen Inszenierungsarchivs der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Es beschäftigte sich im Rahmen des Förderprogramms „Digitalisierung Berlin“ mit ausgewählten Fotografien zweier renommierter Berliner Künstler*innen: 200 Fotografien von Helga Paris und Roger Melis wurden erfasst, digitalisiert und über das Portal museum-digital online zur Verfügung gestellt. Strukturierte Metadaten zu diesen Dokumenten künstlerischer Praxis wurden erarbeitet. Hierzu gehörte auch eine umfängliche Rechteklärung. Ziel war es, anhand dieses Ausschnitts des Archivs einen Workflow für den gesamten Bestand hinsichtlich Archivierung, Zugänglichkeit und Vermittlung zu entwickeln.
Titel: Digitalisierung von künstlerischen Inszenierungsfotos von Helga Paris und Roger Melis als erster Schritt in ein (digitales) Inszenierungsarchiv der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch
Laufzeit: Juli 2022 bis Dezember 2023
Gefördert durch: Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS)
Im August 2021 erlitten Teile des Archivs der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch durch Starkregen einen massiven Wasserschaden. In der Folge reichte die HfS bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) einen Projektantrag für ein Modellprojekt ein, der im Juni 2022 bewilligt wurde. Im Rahmen der KEK-Modellprojektförderung wurde erstmals eine umfassende Übersicht des Bestands und der derzeitigen Aufbewahrung des neugegründeten Inszenierungsarchivs erstellt. Darüber hinaus konnten zahlreiche Theaterplakate aus dem Bestand restauriert werden.
Im ersten Teil des Projekts lag der Fokus auf der Bestandsaufnahme von einzelnen Objekten wie Akten, Drucke, Kunstdrucke, Kopien, Durchschlagpapier, Fotografien, Dias, CDs, Tonbänder, Videokassetten, Grafiken, bezogene Rahmen, Leinwände und Preise. Diese Objekte haben Schadensbilder wie Schimmelbefall, Schädlingsbefall, Fraßspuren durch Insekten, Deformationen, Risse, Knicke, Fehlstellen und Korrosion von Metallteilen aufgewiesen, die teilweise durch den Wasserschaden, aber auch durch die derzeitige Aufbewahrungsform entstanden sind. Zur Behebung dieser Schadensbilder wurden kurzfristige Maßnahmen wie die räumliche Trennung von schimmelbefallenen Archivalien betroffen und Empfehlungen für weitere Maßnahmen wie Entfernung des Schimmels, die Trockenreinigung der Objekte sowie Restaurierung, Konservierung und eine archivtaugliche Um-/Verpackung erarbeitet.
Im zweiten Teil des Projektes stand die Restaurierung von Theaterplakaten aus dem Bestand im Zentrum. Dabei handelt es sich um Plakate, die überwiegend auf Kunstdruckpapier gedruckt und bisher gerollt aufbewahrt wurden. Als Folge des Wasserschadens waren die Plakate in den Rollen miteinander verklebt und verblockt, daher war eine genaue Abschätzung der Anzahl der Plakate nicht möglich. Es kamen Methoden wie die Lösung der Verblockung, das Glätten der Pläne, die Reduzierung der Rollspannung, Rissschließung und Fehlstellenergänzung sowie die Retusche und Verpackung in Archivmappen mit Seidenpapier als Zwischenablage zum Einsatz.
Alte Plakate im neuen Glanz
Das Endergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Die verblockten Plakate sind gelöst und liegen plan, die Beschädigungen sind durch die fachgerechte Restaurierung kaum noch erkennbar. Ein langfristiges Ziel ist es, die restaurierten Plakate sowohl Angehörigen der Hochschule als auch externen Interessierten zugänglich zu machen, denn sie sind Zeugnisse der herausragenden Inszenierungsarbeit der Hochschule und der (Theater)Plakatkunst.
Laufzeit: Juli bis Dezember 2022
Gefördert durch: Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK)