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Kieran Joel im Interview

Lieber Herr Joel, Sie haben von 2013 bis 2017 Regie an der Ernst Busch studiert und seitdem an verschiedenen Theatern gearbeitet. Was haben Sie wo auf die Bühne gebracht? Welche Art von Projekten begeistert Sie?

An verschiedenen großen, mittleren und kleineren Häusern habe ich alles Mögliche auf die Bühne gebracht, wie es junge Regisseur*innen eben tun. Von Shakespeare über Kleist und Schiller bis hin zu Tschechow – große Dramenklassiker. Auch die eine oder andere Uraufführung, kanonische Romane wie Don Quijote oder Moby Dick und bedeutende zeitgenössische Romane wie zum Beispiel Mithu Sanyals Identitti. Mich begeistern alle Projekte, bei denen ich mit einer Gruppe von Menschen diese Texte durchdringe. In diesem Durchdringungsprozess erreichen wir eine Freiheit, in der sich das Durchdrungene mit meinen Gefühlen, Gedanken und denen der Anderen zu einem großen Ganzen verwebt.

Was hat sich Ihrer Meinung nach seit Ihrem Abschluss für Regisseure in der deutschen Theaterszene verändert?

Der gesamtgesellschaftliche Transformationsprozess hat natürlich auch das Theater erfasst. Das Theater befindet sich gerade in einer ambivalenten Situation; es ist nicht mehr nur Kommentator, Abbilder oder Spieler eines gesellschaftlichen Wandels, sondern wird von diesem als Institution auch selbst erfasst und muss sich hinterfragen. Das führt natürlich zwangsläufig zu großen Verunsicherungen auf und hinter der Bühne. Und das Ende dieses grundlegenden Wandels ist noch ungewiss. Das auszuhalten ist nicht leicht.

Die verständlichen Unsicherheiten, die daraus resultieren, sind angebracht und notwendig, um mein Verhalten als handelnde Person innerhalb dieser Institution zu sensibilisieren, die Besetzungen vornimmt und anderen sagt, was sie spielen sollen oder eben nicht. Aber wenn sie zu einer allgemeinen Gehemmtheit meiner Ideen wird, dann kann diese produktive Kraft auch destruktiv werden.

Welche praktischen Erfahrungen werden Sie in Ihre Arbeit an der HfS Ernst Busch einbringen?

Ich werde versuchen, zum einen das weiterzugeben, was ich selbst gelernt habe und wofür diese Schule wie keine andere steht: Schauspieler*innen handwerklich in spielerische Bewegung zu bringen.

Ich werde das mit meinen Erfahrungen aus der praktischen Arbeit erweitern, indem ich versuche, zum einen den Theaterapparat als Arbeitsumfeld zu reflektieren und zum anderen den Studierenden eine Sprache zu vermitteln für das, was sie sich vorstellen, für ihre Phantasien, damit sie diese an die Menschen, die sie als Regisseurinnen inspirieren wollen, kommunizieren können.

Worauf freuen Sie sich besonders in der Zusammenarbeit mit den Studierenden?

Ich freue mich darauf, mit jungen Menschen in Kontakt zu sein, die an das Theater als Medium glauben. Über den Unterricht hinaus freue ich mich darauf, die Idee des Theaters lebendig zu halten und weiterzuentwickeln.

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(c) Stefan Mager